Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte warnt nach Grünen-Beschluss vor Verunsicherung von Patient:innen und hält am ärztlichen Auftrag zu integrativer Versorgung fest
28.11.2025 | Hannover.
Die Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland (GAÄD) übt deutliche Kritik am Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen vom 28. November. Darin spricht sich die Partei für ein Ende der Homöopathie-Erstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung aus. Dieser Beschluss ändert zwar nicht unmittelbar den GKV-Leistungskatalog, setzt aber ein gesundheitspolitisches Signal mit erheblicher Wirkung auf Patient:innen und die öffentliche Wahrnehmung.
Pauschale Ausschlüsse ignorieren Versorgungsrealität
„Pauschale Ausschlüsse betreffen nicht nur die Methodenvielfalt, sondern vor allem die Menschen", erklärt Martin-Günther Sterner, Vorstand und politischer Sprecher der GAÄD. „In der klinischen Praxis sehen wir täglich, dass komplementäre Verfahren einschließlich der Homöopathie und Anthroposophischen Medizin ein wichtiger Bestandteil der Versorgung chronisch kranker und hochbelasteter Patientinnen und Patienten sind. Dieser Beschluss ignoriert die Realität der Versorgung."
Viele Patient:innen nutzen ergänzende Verfahren verantwortungsvoll und in enger Abstimmung mit ihren behandelnden Ärzt:innen. Die GAÄD warnt vor erheblicher Verunsicherung und einem Verlust an Vertrauen in die Homöopathie, eine Therapieform, deren Wirksamkeit vielfach in wissenschaftlichen Studien aufgezeigt wird.
Marginale Kostenwirkung bei zentralen Versorgungsfragen
Mit Kosten im Promillebereich der GKV-Gesamtausgaben (0,003%) würde ein Ausschluss keine strukturellen Probleme lösen, wohl aber die Therapievielfalt und Versorgung vieler Patienten verschlechtern. Die GAÄD betont, dass drängende Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Versorgungsengpässe andere Prioritäten erfordern.
Wissenschaftliche Debatte differenziert führen
Die GAÄD kritisiert, dass die Forschungslage einseitig dargestellt wird. Für die Homöopathie existiere eine heterogene, wissenschaftlich kontrovers diskutierte Studienlage. „Bei pauschalen Bewertungen ohne Differenzierung besteht die Gefahr, wissenschaftliche Debatten politisch zu vereinfachen und damit das Vertrauen in wissenschaftsbasierte Entscheidungen zu beschädigen", mahnt Sterner.
Ärztlich verantwortete Komplementärmedizin als Baustein moderner Versorgung
Anthroposophische Ärzt:innen setzen komplementäre Verfahren in allen medizinischen Fachbereichen ein, insbesondere auch in der Onkologie und bei chronischen Erkrankungen. Komplementärmedizinische Verfahren ergänzen leitliniengerechte Behandlungen, fördern Selbstwirksamkeit und tragen zur Lebensqualität bei.
„Eine moderne, patientenzentrierte Medizin braucht therapeutische Vielfalt, medizinisches Erfahrungswissen und wissenschaftliche Qualität. Ein politischer Pauschalausschluss wird dieser Realität nicht gerecht", so Sterner. Die GAÄD fordert eine sachliche, differenzierte Weiterführung der Debatte und steht der Politik und Selbstverwaltung für Gespräche zur Verfügung.
Kontakt
Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland (GAÄD)
Martin-Günther Sterner: M.Sterner@gaed.de
www.gaed.de