Für den eigenen Ausbildungsweg und den Erwerb praktischer Fähigkeiten ist es wichtig, mit erfahrenen Kolleg:innen in einen persönlichen Austausch zu treten. Eine solche Begegnung kann die eigene Perspektive weiten, das Wesentliche einer Situation deutlich machen und den Mut erzeugen, ungewohnte Schritte zu tun. Dieser Prozess des Lernens und Reflektierens von und mit erfahrenen Kolleg:innen, der als Mentoring oder Mentorat bezeichnet wird, ist ein zentraler Aspekt
der Ausbildung zur/m Anthroposophischen Ärztin/Arzt (s. Anerkennungsordnung, Abschnitt C). Er soll durch unser Mentorenprogramm gefördert werden.
Der Akademietag 2014 beschäftigte sich mit dem Thema „der gute Mentor“. Aus dieser Veranstaltung entstand die hier geschilderte Darstellung sowie die beiden nachfolgenden Artikel:
Mentoring als Ausbildungsaspekt
Mentorierte Praxisstunden
Für die Anerkennung müssen 250 mentorierte Praxisstunden nachgewiesen werden. Sie beziehen sich auf das Erlernen eigenverantwortlicher Tätigkeiten der ärztlich-therapeutischen Praxis Anthroposophischer Medizin unter der Anleitung durch erfahrene Kolleg:innen. Diese Lernsituation kann sich je nach Lebenssituation der/des Lernenden und der/des Erfahrenen individuell gestalten. Die/der jeweils mentorierende Ärztin/Arzt muss auch nicht identisch mit den Mentoren sein, die den Ausbildungsweg ansonsten begleiten.
Die 250 Stunden mentorierte Praxis werden im Verhältnis 1:4 strukturiert
50 Stunden im direkten Kontakt mit der Mentorin oder dem Mentor:
- Individueller Mentorenkontakt (persönlich, per Telefon oder E-Mail)
- Visiten (der AM-Anteil während der Arbeit in der Klinik)
- Fallbesprechungen (ambulant/klinisch; unter Ärztinnen und Ärzten und interprofessionell)
- Anwesenheit in einer Arztpraxis (Hospitation bei der Mentorin oder dem Mentor)
- Fallseminare (mentorierte patientenbezogene Kleingruppenarbeit)
- Patientenbezogene Diskussion unter Kolleginnen und Kollegen der Anthroposophischen Medizin
- Patientenbezogene Diskussion in einem Forum mit AM-Expertinnen und -Experten
Weitere 200 Stunden für die Behandlung von Patientinnen und Patienten inkl. Vorbereitung, Nachsorge, Forschung etc.
Die 50 Stunden Mentorenkontakt müssen dokumentiert und durch die Mentorin oder den Mentoren per Unterschrift bescheinigt werden. Die Bescheinigung schließt die 200 Stunden Patientenbehandlung mit ein. Für die Ausbildung zum Anthroposophischen Arzt gibt es ein Portfolio, in dem die mentorierten Praxisstunden dokumentiert werden können.
Mentor/in suchen
Wir unterstützen Student:innen und Ärz:innen bei der Suche nach geeigneten Mentor:innen.
Mentorenliste
Die GAÄD führt eine Liste von Ärzt:innen, die als Mentor:innen zur Verfügung stehen. Bitte schreiben Sie an akademie@gaed.de, wenn Sie Interesse an dieser Liste haben. Sie können dann selbst Kontakt mit den Mentor:innen aufnehmen und klären, ob eine Mentoratsbeziehung stimmig ist.
Mentorenvermittlung
Auf Wunsch vermitteln wir Ihnen auch gerne eine/n Mentor/in. Dafür benötigen wir Informationen, die wir mit Hilfe eines Fragebogens für Student:innen oder Ärzt:innen abfragen. Wir bemühen uns auf der Basis der persönlichen Angaben, möglichst passende Kolleg:innen vorzuschlagen und anzufragen. Bei positiver Rückmeldung, senden wir Ihnen die Kontaktdaten, damit Sie ein persönliches Treffen vereinbaren können. Sollte aus der ersten Begegnung kein Mentorat entstehen, suchen wir gerne weiter. Der Kontakt zwischen Mentor/in und Mentee soll sich gemäß den gegenseitigen Bedürfnissen und Möglichkeiten frei entwickeln.
Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen an: akademie@gaed.de
AMS-Stipendiat:innen
Mit der Aufnahmeentscheidung wird den Stipendiat:innen vom Förderausschuss ein/e Mentor/in an die Seite gestellt, bei dem/r es sich in der Regel um eine/n erfahrene/n Fach- oder leitende/n Arzt/Ärztin (einer anderen Abteilung – nicht die Vorgesetzten) handelt. Mindestens zweimal im Jahr soll durch den/die Mentor/in mit dem/der Stipendiaten/in ein ausführliches Gespräch über dessen/deren ärztlichen Werdegang geführt werden. Er/Sie berät die Stipendiat:innen hinsichtlich weiteren Ausbildungsschritte und den Förderausschuss bezüglich Ausgestaltung und Dauer der Förderung.
Die Entwicklung der Stipendiat:innen wird jährlich auf der Basis der Mentorenberichte und der durch die Stipendiat:innen schriftlich angefertigten Jahresberichte im Förderausschuss besprochen. Fördermaßnahmen werden gegebenenfalls entsprechend aktualisiert.
Mentor/in werden
In Abschnitt C der Anerkennungsordnung wird die Bedeutung der Mentor:innen beschrieben. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Mentorat sind ein ehrliches Interesse am Mentee, eine gute Erreichbarkeit, aktives Zuhören und das Einbringen persönlicher Erfahrungen. Häufig geht es nicht nur um einen fachlichen Rat, sondern auch um die Hilfe, sich angemessene Ziele zu setzten. Die Mentor:innen sollen den Mentee in der konkreten Umsetzung seiner Interessen und Ideale unterstützen. Erfahrungsgemäß kann sich die Beziehung zu einem Mentee auch für die Mentor:innen als fruchtbar erweisen, und es kommt es durch die generationsübergreifenden Begegnungen zu Entwicklungen auf beiden Seiten.
Voraussetzung für die Übernahme einer Mentorenschaft ist die Anerkennung Anthroposophische Medizin (GAÄD). Wenn Sie bereit und interessiert sind, einen jungen Menschen als Mentor/in zu begleiten, schreiben Sie uns eine E-Mail oder rufen Sie uns an. Wir nehmen Sie dann in die Mentorenliste auf.